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Insektenhotels und Co.

Warum solltet Ihr überhaupt etwas für Insekten machen? Sind die nicht einfach nur lästig und nerven auf dem Balkon, wenn Ihr gerade gemütlich ein Buch lesen wollt usw.?

Nun ja, vom aktuellen Ausmaß des Insektensterbens habt Ihr ja sicher alle schon gehört, oder? Da ist von wirklich dramatischen Rückgängen von Arten in diesem Bereich die Rede.

 

Warum ist das Insektensterben so dramatisch?

 

In erster Linie, weil die kleinen Überflieger an den süßen Nektar in unseren Wild- und Nutzpflanzen gelangen möchten. Beim Flug von Blüte zu Blüte nehmen sie dabei so ganz nebenbei Pollen auf und bestäuben damit bei ihrem Nektarraubzug die nächste Pflanze. Sie sorgen auf diesem Weg dafür, dass die Pflanze überhaupt Früchte produzieren kann.

Einige Pflanzen werden zwar auch windbestäubt oder bekommen den Pollen ab, der zum Beispiel an unserem Hosenbein kleben geblieben ist, wenn wir durch eine Wiese gegangen sind. Aber dies sind natürlich oft auch reine Zufallsprodukte, wie Ihr Euch vielleicht vorstellen könnt. Der Wind muss den Pollen ja zur passenden Pflanze weitertragen und wir müssen mit unserem Hosenbein auch wieder einen Treffer landen. Insekten sind da viel zielsicherer.

Wir hätten also weitaus weniger Nahrungsmittel, ohne die kleinen Helfer! Es sei denn, Ihr möchtet Euch mit Pinsel bewaffnet zum Beispiel an einem Kirschbaum selbst mit der Bestäubung jeder einzelnen Blüte befassen. Das würde aber ein Ganztageswerk über Wochen und wird in besonders vom Insektenschwund betroffenen Gebieten bereits praktiziert, z.B. in China. Ich denke, so eine Situation sollten wir versuchen zu vermeiden.

 

Außerdem sorgen Insekten auf ihre Art auch für die Weitervermehrung von Pflanzen, die wiederum zur Nahrung und auch als Brut- und Schutzstätten für andere Krabbler dienen. Diese werden wieder von Vögeln und anderen Insektenfressern als Nahrung benötigt usw. So helfen unsere fleißigen Helferlein also auch, Ökosysteme zu erhalten und aufzubauen.

 

Kann ich als Einzelperson überhaupt etwas bewirken?

 

Hier lautet die Antwort meiner Meinung nach ganz eindeutig: IMMER!

 

Natürlich wäre es sehr hilfreich, wenn in der Landwirtschaft (und auch im Privatgarten!) unter anderem weniger Pestizide und auch Herbizide versprüht würden.

Aber auch jede/r Einzelne kann einen Beitrag leisten, damit sich die Situation für die verbliebenen Insekten wieder verbessert. Ich vergleiche das immer mit der Arche Noah: Jeder Garten und jeder Balkon, der entsprechendes Nahrungsangebot, Nist- und Brutmöglichkeiten sowie Schutz bietet, bildet einen geschützten Raum, in dem sich die kleinen kostbaren Schätzchen erholen, vermehren und später wieder verbreiten können. Wir brauchen also viele kleine "Archen" und jede einzelne zählt!

 

Was können wir alle konkret machen, um dem Insektensterben entgegenzuwirken?

 

Wie kann also so eine "Arche" aussehen?

Versetzt Euch doch mal in ein Insekt hinein. Was braucht es?

Ich denke, das können wir ein bisschen von uns ableiten. Wir brauchen ganz lebensnotwendig:

  • Essen,
  • Trinken,
  • ein Dach über dem Kopf (Schutz, Rückzug, Erholung, Fortpflanzung).

Wie können wir das bieten?

 

1. Zum Thema Dach über dem Kopf und Nistmöglichkeiten:

  • Es gibt mittlerweile viele verschiedene Modelle an Insektenhotels zu kaufen. Achtet dabei bitte unbedingt auf gute Verarbeitung oder stellt lieber gleich selbst eins her. Im Internet gibt es viele Anleitungen dazu. Wichtig ist zum Beispiel, dass die Tiere sich beim Reinkrabbeln in die Röhren nicht an abstehenden Holzresten verletzen können.
  • Wenn Ihr einen Platz im Garten habt, der noch ein bisschen Verschönerung gebrauchen kann, arbeitet doch mal mit alten dekorativen Ästen, die Ihr aufschichten und ein bisschen arrangieren könnt. Dort siedeln sich mit der Zeit auch immer mehr verschiedene Arten an, die alle auf ihre Weise bei der Verrottung des "Totholzes" mithelfen. So entstehen nach und nach Löcher und Wohnräume, die noch eine ganze Weile von Insekten genutzt werden können. Wie solche Gartenoasen aussehen könnten, seht ihr in der Bildergalerie unten.
  • Ihr Winterquartier finden auch viele Insekten in stehengelassenen Pflanzenstängeln oder unter Laubhaufen. Also: Nicht zu früh im Garten aufräumen! Wartet mit dem Rückschnitt Eurer Staudenpflanzen wo immer es möglich ist bis zum Frühjahr und lasst auch immer etwas Laub liegen. Das könnt Ihr vielleicht zum Mulchen eurer Beete über den Winter nutzen?
  • Was viele vergessen ist, dass die Tierchen auch Baumaterial zum Verkitten ihrer Brutstätten benötigen. Hierzu eignet sich eine Stelle mit etwas Gartenboden (ein gewisser Lehmgehalt wäre hervorragend) und daneben etwas Wasser. Wie so ein "geschlossenes Nest" aussieht, könnt Ihr im Eingangsbild zu diesem Artikel entdecken oder Euch auch in der Galerie unten noch einmal ansehen.

2. Nahrung

  • Hier kann ich nur empfehlen: Pflanzt möglichst viele Pollen- und Nektarreiche Pflanzen. Hinweise dazu findet Ihr auch jede Menge im Internet. Gebt einfach mal das Stichwort in der Suchmaschine ein. Wer immer hilfreiche und fundierte Tipps zum Thema hat, ist zum Beispiel der Naturschutzbund Deutschland (NABU).
  • Eine erste Orientierung kann sein, auf einheimische Pflanzen zu achten. Was nützt die hübsch anzusehende Pflanze aus Asien oder Nordamerika, wenn unsere Bestäuber nichts damit anfangen können? Natürlich kann man das eine auch mit dem anderen kombinieren. Die Gefahr besteht allerdings darin, dass sich diese nicht einheimischen Pflanzen ungehindert ausbreiten und die für unsere Insekten besonders wichtigen Arten dabei verdrängen. Hier ist also immer etwas Vorsicht und Beobachtung angesagt.
  • Gut ist auch, sogenannte ungefüllte Blüten zu bevorzugen, da nur diese den Insekten auch Nahrung bieten.

So, ich hoffe, euch hier einen kleinen Überblick gegeben zu haben und entlasse euch nun in die Bildergalerie. Da findet  Ihr dann auch noch die Hintergrundstory zu meinem Post auf Instagram: Wie haben wir uns mit dem von einer Wildbiene besetzten Loch in unserem Balkontisch arrangiert und es geschafft, den Tisch weiterhin in der auseinandergeschobenen Version zu nutzen, ohne die Brut des Insekts dabei zu zerstören?

 

Viel Spaß beim Ansehen! :-)

 

Liebe Grüße, Mela

Noch einmal zum Balkontisch: Das rechte zugekittete Loch ist aktuell von diesem Jahr (2020). Das Entstehungsvideo dazu seht Ihr auf meinem Instagram-Account vom 20.04.

Genauso lief es bereits in 2019 ab. Das noch offene Zweitloch links daneben haben wir also schon letztes Jahr dazugebohrt, weil wir ansonsten den Tisch nicht mehr hätten verlängern können. Das Objekt scheint ein interessantes Brutgebiet zu sein. :-)

Auf der linken Seite des Tisches gibt es aus demselben Grund ebenfalls ein zweites Loch. Im Frühjahr dieses Jahres sind die Bienchen aus 2019 dann geschlüpft und mit der neuen Brut fängt der Zyklus jetzt von vorne an...

Die neugebohrten Löcher gilt es nun einfach mit etwas Papier zuzustopfen, wenn der Tisch gerade nicht sowieso zusammengesteckt wurde und sie deswegen für unseren Fliegerling unzugänglich sind.

 

Was ich mit all dem sagen möchte ist, dass es wohl immer einen Weg gibt, sich mit der Natur zu arrangieren.

Ich habe sogar für die Bauzeit meine Arbeit im Balkon-Homeoffice umgestellt, damit die "fleißige Liese" in Ruhe ihr Projekt abschließen konnte...:-D

 

In diesem Sinne: Achtet auf Euch und eure Umgebung! Auch nach Corona! <3